Nach dem gewaltsamen Tod eines Obdachlosen in Kiel in der Nacht zu Silvester fordert die Diakonie Schleswig-Holstein einheitliche Standards für Notunterkünfte. Viele der Einrichtungen in Schleswig-Holstein befänden sich in einem prekären Zustand, kritisierte der Wohlfahrtsverband in einer Mitteilung vom 9. Januar. Das sorge bei Menschen ohne Obdach für ein massives Gefühl der Unsicherheit. Der 42-jährige Mann war nach einer gewalttätigen Auseinandersetzung mit zwei anderen Männern in einem Kälteschutzcontainer an der Adolf-Westphal-Straße zu Tode gekommen. Ein 25-Jähriger sitzt wegen des Verdachts auf Totschlag in Untersuchungshaft.
Die Sprecherin der Stadt Kiel, Kerstin Graupner, erklärte dem Evangelischen Pressedienst (epd), dass der Tod des 42-Jährigen keine Folge von mangelnden Sicherheitsstandards gewesen sei. "Alles war vorschriftsmäßig. Zwei Wachleute waren vor Ort, die auch den Rettungsdienst riefen." Die Stadt wolle nun die polizeilichen Ermittlungen abwarten und davon weitere Sicherheitsmaßnahmen ableiten. Es sei aber schwierig, sich gegen alle Eventualitäten abzusichern. "Wir können in den Schlafräumen der Menschen nicht so einfach Kameras installieren", sagte Graupner. Das widerspräche der Privatsphäre.
Zudem seien die Kälteschutzcontainer ein sehr niedrigschwelliges Angebot für Menschen, um sich gegen die Kälte zu schützen. Es gebe darüber hinaus noch richtige Unterkünfte, für die sich Betroffene aber registrieren müssten. Für die ordnungsrechtliche Unterbringung von rund 1.000 Wohnungslosen in Apartments, Containern, anderen Gemeinschaftsunterkünften und Hotels gibt die Stadt etwa drei Millionen Euro pro Monat aus.
Landespastor und Diakonievorstand Heiko Naß findet die Situation in zahlreichen Notunterkünften beklagenswert. "Menschen, die sich nicht kennen, müssen gemeinsam in Räumen übernachten, die sanitäre Ausstattung lässt zu wünschen übrig, es fehlt an angemessen ausgestatteten Gemeinschaftsräumen und Kochmöglichkeiten." Auf individuelle Grundbedürfnisse werde kaum eingegangen. Diese Umstände förderten Konflikte zwischen den Schutzsuchenden, die oft durch psychische und Suchterkrankungen ohnehin stark belastet seien.
"Hier müssen endlich einheitliche menschenwürdige Standards eingeführt werden", forderte er. Dazu gehörten Einzelunterbringung, Kochmöglichkeiten, gute Anbindung an öffentliche Einrichtungen und den Nahverkehr, Barrierefreiheit sowie besondere Schutzräume für Frauen und Familien. Darüber hinaus sei eine fachliche Betreuung der Menschen nötig. EPD