Wir alle erfahren in diesen Tagen und Wochen unter dem Einfluss des Coronavirus, dass die Welt völlig neu denken lernen muss. Es gibt keine Blaupause zum Umgang mit dem Virus; was an einem Tag noch richtig ist, kann am nächsten bereits wieder falsch sein. Alles ist im Ausnahmezustand, das trifft natürlich auch auf die Situation unserer Verkäuferinnen und Verkäufer zu.
Was wir zum Zeitpunkt des Verfassens dieser Zeilen wissen (Montag, 16.3.2020): Niemand unserer Verkäuferinnen und Verkäufer sowie unserer weiteren Mitarbeitenden ist bislang erkennbar mit dem Virus infiziert. Das ist die positive Nachricht. Die negative: Alle Verkaufenden leiden unter drastischen Verkaufsausfällen; teilweise ist der Absatz eingebrochen. Für die Gesellschaft geht es um das große Ganze, um Gesundheit und Leben. Für unsere Verkaufenden, die eh schon auf schmalstem Level leben, geht es zusätzlich auch um das ökonomische Überleben; sie haben zum Beispiel keinen Anspruch auf Kurzarbeitergeld. Ihnen droht ihre bescheidene wirtschaftliche Existenz völlig wegzubrechen.
Deshalb unsere ganz große Bitte: Seien Sie in dieser schweren Zeit solidarisch mit unseren Verkäuferinnen und Verkäufern. Begegnen Sie ihnen weiterhin freundlich, kaufen Sie so viele Zeitungen, wie es Ihnen möglich ist, gerne eine Ausgabe auch mehrfach und zum Verschenken an Freunde oder Nachbarn.
Für uns bei HEMPELS stand in den vergangenen Tagen der Schutz unserer Verkaufenden, unserer Einrichtungsbesucherinnen und -besucher sowie unserer Mitarbeitenden im Vordergrund und tut das auch weiterhin. Wir stehen in Kontakt mit der Stadtverwaltung zu Möglichkeiten, wie die Versorgung von akut Obdachlosen am Tage in Kiel aufrecht erhalten werden kann. Unsere Suppenküche arbeitet hierfür wie gewohnt weiter.
Jede vorbeugende Maßnahme zur Eindämmung möglicher Infektionsübertragungen hilft. Am Samstag, 14. März haben wir in Kiel sowohl unser Café "Zum Sofa" wie auch unsere Trinkräume in der Innenstadt und in Gaarden vorübergehend geschlossen. Die von der Landesregierung erlassenen aktuellen Vorschriften sowie die nötigen Abstandsgebote können hier nicht eingehalten werden, zudem gehören unsere Besucherinnen und Besucher wie auch viele Mitarbeitende zu den Hochrisikogruppen, deren Leben bei einer Infektion bedroht ist. Die Zeitungsausgabe und die Versorgung unserer Treuhandkunden mit Bargeld bleiben mit so wenigen Einschränkungen wie möglich gesichert.
Mitarbeitende aus unserem Büro verrichten ihre Aufgaben weitestgehend im Home-Office. Einige mit uns im Land kooperierende Sozialeinrichtungen, in denen unsere örtlichen Verkäufer betreut werden, haben vorübergehend ebenfalls geschlossen. Dort kann das HEMPELS-Straßenmagazin deshalb zur Zeit nicht mehr an Verkaufende ausgegeben werden.
Die allermeisten unserer Verkäuferinnen und Verkäufer und unserer Einrichtungsbesucherinnen und -besucher haben schon länger kleine Wohnungen. Deshalb haben wir ihnen dringend geraten, sich außerhalb ihrer zum Überleben wichtigen Verkaufsarbeit in diesen Wohnungen aufzuhalten. Wer keine eigene Wohnung hat, findet in den Notunterkünften besondere Unterstützung und Betreuung, in Kiel beispielsweise im Bodelschwingh-Haus. Wir sind zudem im ständigen Austausch mit Gesundheitsamt und Sozialbehörde.
Noch nicht absehbar ist, in welcher Form Corona die Zeitung insgesamt betreffen wird. Klar ist bislang, dass etliche teilweise bereits länger im Voraus geplante Reportagen kurzfristig auf einen noch unbestimmten Zeitpunkt in der Zukunft verschoben werden mussten und müssen. Denn auch hier gilt: Vorsicht ist im Moment das oberste Gebot. Angesichts der Gesamtsituation wird die kommende HEMPELS-Ausgabe eine Doppelausgabe für die Monate April und Mai sein. Und sie wird etwas später erscheinen, voraussichtlich ab ca. Mitte April. Wir hoffen auf Ihr großes Verständnis; kaufen Sie auch dann gerne mehrmals und helfen Sie so insbesondere unseren Verkaufenden. Und natürlich freuen wir uns über jede Spende, mit der wir die immensen Auswirkungen abfedern können. Unser Spendenkonto lautet: DE13 5206 0410 0206 4242 10. Weitere Infos finden Sie auch auf der Spendenseite unserer Homepage.
Denn wichtig ist in diesen Tagen das Signal: Die Menschen stehen zusammen, hier in Schleswig-Holstein wie überall sonst in der Welt. Wir alle verstehen uns als Schicksalsgemeinschaft, die auch den Schwächsten der Schwachen Schutz bietet. Gerade jetzt darf nicht ausgegrenzt werden, wir müssen jede Frau, jeden Mann, jedes Kind unter unseren gemeinsamen Schutzmantel nehmen.
Sobald es bei uns weitere Entwicklungen gibt, informieren wir Sie auf diesem Weg.
Kiel, 16. März 2020