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SH: Diakonie fordert umfassende Pflegereform

Die Diakonie Schleswig-Holstein fordert mit Blick auf die Bundestagswahl am 23. Februar eine umfassende Pflegereform. Angesichts des demographischen Wandels seien in den kommenden Jahren immer mehr Menschen auf Pflege angewiesen, wie der Wohlfahrtsverband gestern mitteilte. Dabei stießen heute schon zahlreiche Einrichtungen finanziell und personell an ihre Grenzen. Arbeitsbedingungen müssten verbessert, die Finanzierung von stationärer und ambulanter Pflege garantiert und pflegende Angehörige abgesichert werden. Außerdem fordert der Verband eine Pflegevollversicherung, die alle Kosten der Pflege übernimmt.

Laut Statistischem Bundesamt wird allein in Schleswig-Holstein die Zahl der Pflegebedürftigen bis 2035 im Vergleich zu 2021 um knapp 18 Prozent auf 187.000 ansteigen. Gleichzeitig rechnet eine Studie der Bertelsmann-Stiftung damit, dass bis 2030 im nördlichsten Bundesland 15.000 Vollzeit-Pflegekräfte fehlen. Bereits heute kann ein Teil der stationären Pflegeeinrichtungen beim Personalbestand die gesetzlich vorgeschriebene Untergrenze nicht mehr einhalten.

Bislang funktioniert die Pflegeversicherung wie eine Teilkasko-Versicherung und müsste nach der Diakonie in eine Pflegevollversicherung umgewandelt werden. Diese würde die Kosten aller pflegebedingten Aufgaben übernehmen. Die pflegebedürftigen Menschen müssten dann nur eine vom Gesetzgeber fixierte Eigenbeteiligung übernehmen. Außerdem sollte die Pflegeversicherung von versicherungsfremden Leistungen entlastet werden. Dazu gehörten Aufwendungen in Milliardenhöhe aus der Zeit der Corona-Pandemie.

Um Fachkräftemangel zu begegnen, müssten aus Sicht des Wohlfahrtsverbandes vor allem die Arbeitsbedingungen verbessert werden. Neben einer guten Bezahlung und verlässlichen Dienstplänen sei die Entbürokratisierung ein wesentlicher Schlüssel dazu. Studien zeigten, dass etwa 25 Prozent der Pflegekräfte mehr als die Hälfte ihrer Arbeitszeit mit der Dokumentation und bürokratischen Vorgaben verbringen. Hier könne auch die Digitalisierung helfen.

Die Diakonie ist eigenen Angaben zufolge einer der großen Wohlfahrtsverbände in Schleswig-Holstein mit rund 1.700 Einrichtungen und Angeboten sowie 48.000 Beschäftigten. EPD

Eine Studie der Bertelsmann-Stiftung rechnet damit, dass bis 2030 im nördlichsten Bundesland 15.000 Vollzeit-Pflegekräfte fehlen. (Symbolfoto: Pixabay)