HEMPELS Verkäufer im Café

Husum: Gedenkstein für wohnungslose und anonym Beigesetzte

In Husum wurde heute ein Ort der Erinnerung für verstorbene wohnungslose, geflüchtete und vereinsamte Menschen eingeweiht und gesegnet. Es geschehe immer wieder, dass diese Menschen, "denen wir regelmäßig in Innenstädten, vor Geschäften oder in Unterführungen begegnen, von einem Tag auf den anderen verschwinden", sagte Landespastor Heiko Naß. Die Erinnerung an sie verblasse schnell. "Das wollen wir ändern!" Künftig sollen ihre Namen auf einem Gedenkstein auf dem Husumer Ostfriedhof sichtbar gemacht werden.

Der Gedenkstein in Mosaik-Optik wurde von Steinmetz Michael Leißner aus alten Grabsteinen von aufgelösten Grabstätten gestaltet. Bis zu 200 Namensplaketten können an dem Gedenkstein befestigt werden. "Alle, die mitgearbeitet haben, waren Feuer und Flamme für das Projekt", sagte Leißner.

Anlass sei der Tod des Husumer HEMPELS-Verkäufers Willi Wallner gewesen, sagte der Husumer Gemeindepastor Friedemann Magaard. "Er war einfach weg. Das geht nicht, das kann man nicht machen." Kollegen und Freunde hätten keinen Ort der Trauer, da Wallner auf Veranlassung des örtlichen Ordnungsamtes anonym auf See beigesetzt wurde. "Für Diakonie und Kirchengemeinde in Husum wurde offenkundig, wie dringlich ein Gedenkort ist", sagte Magaard. Künftig seien regelmäßige Gedenkfeiern für Weggefährten der Verstorbenen von der Kirchengemeinde geplant. "Wir dürfen ihre Namen nicht vergessen."

Auch für Obdachlose sei es eine schlimme Vorstellung, vergessen zu werden, sagte Volker Schümann, Geschäftsführer des Diakonischen Werkes Husum. Zahlreiche Menschen in Schleswig-Holstein erhalten laut Diakonie nach ihrem Tod keinen Grabstein. Gründe seien, dass sie kein Geld für eine Grabstelle hinterlassen oder keine Angehörigen haben, die sich kümmern. Der neue Gedenkstein erinnere künftig an Menschen aus Husum und Umgebung, "die ohne eigene Zustimmung anonym beigesetzt worden sind", sagte Schümann.

Der Gedenkstein ist eine Initiative der Diakonischen Werke Husum und Schleswig-Holstein, der Diakonie Stiftung sowie der Kirchengemeinde Husum. Das Projekt werde von der Lotterie Glücksspirale sowie der Diakonie Stiftung SH mit insgesamt 50.000 Euro gefördert. Neben der Planung und den Steinmetzarbeiten werde das Geld auch für die Pflege des Gedenksteins in den kommenden zehn Jahren sowie das Anbringen weiterer Namenszüge verwendet, hieß es. Die Diakonie plane zudem weitere Gedenksteine an anderen Orten.

EPD

Unser 2020 verstorbener Husumer Verkäufer Willi Wallner auf dem HEMPELS-Cover im Februar 2012. (Foto: Peter Brandhorst)