HEMPELS Verkäufer im Café

Gestiegenes Bedürfnis nach Orientierung

Erk Paulsen leitet die Bahnhofsmission Husum und hilft per Telefon und in Einzelgesprächen

TEXT: PETER BRANDHORST, FOTO: PETER WERNER

Sie sind es, die in diesen Corona-Tagen ganz besonders gefordert sind bei der Unterstützung hilfebedürftiger Menschen: Auf die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den sozialen Hilfeeinrichtungen und Beratungsstellen kommen im Moment überall im Land besondere Herausforderungen zu. Einerseits mussten praktisch überall die Einrichtungen ihre Öffnungszeiten aus Schutzgründen drastisch zurückfahren, andererseits ist das Bedürfnis nach Orientierung jetzt eher noch gestiegen.

"Die Problemlagen der Menschen sind ja nicht plötzlich verschwunden", sagt Erk Paulsen, Leiter der Bahnhofsmission Husum und der Beratungsstelle für Wohnungslose, "sie benötigen weiterhin Unterstützung bei der Bewältigung ihres Alltags." Hinzu komme, dass die Corona-Thematik viele zusätzlich verunsichere. "Die Ungewissheit ist bei ihnen groß", so Paulsen, "für viele unserer Klienten ist nur schwer greifbar, was da gerade passiert und was möglicherweise noch kommen wird."

Das Diakonische Werk Husum, zu dem die vom Diplom-Sozialpädagogen und Diakon Paulsen geleitete Bahnhofsmission gehört, hat in allen eigenen Beratungsstellen die Öffnungszeiten eingeschränkt. Überall werden jetzt verstärkt telefonische Beratungen angeboten, was "von vielen Klienten" verstärkt angenommen werde, so die Diakonie in einer Stellungnahme.

"In der Bahnhofsmission sind wir werktäglich von 6:30 bis 15 Uhr erreichbar", so Erk Paulsen. Frühstück und Mittagessen sowie die Übernachtungsmöglichkeiten mussten hingegen vorübergehend eingestellt werden. Weiterhin möglich ist jedoch, in der Einrichtung zu duschen und Wäsche zu waschen. Mit einzelnen Klienten verabredet Paulsen sich zu Einzelgesprächen, "vier waren es heute bislang," sagt er, als man mit ihm Mitte der Woche zur Mittagszeit telefoniert. Hinzu kommen täglich bis zu zehn Personen, die telefonisch nach Hilfen fragen oder wo jetzt so der Kontakt gehalten wird. "Bei Bedarf können wir an unsere Gäste auch ein Carepaket ausgeben." Auch eine Reisehilfe am Bahnsteig wäre nach telefonischer Vereinbarung in Einzelfällen weiterhin möglich.

Die Versorgung mit Lebensmitteln sei in Husum "einigermaßen sichergestellt", so Paulsen. Die örtliche Tafel hat ihre Ausgabestation aus der Diakoniezentrale in der Theodor-Storm-Straße ausgelagert in die Kirche St. Marien. "Dort können unter Einhaltung aller Abstandsgebote Lebensmittelpakete ausgegeben werden."

Ob bei uns bei HEMPELS oder bei anderen Trägern in Schleswig-Holstein – angesichts der Corona-Krise mussten soziale Beratungs- und Versorgungsangebote überall ihre Öffnungszeiten vorübergehend stark reduzieren und in einen Notbetrieb übergehen. Für die dort tätigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ist das mit ganz besonderen Herausforderungen verbunden. In loser Folge stellen wir künftig an diesem Ort Menschen vor, deren Hilfe jetzt mehr denn je gefordert ist.

Der Husumer Diplom-Sozialpädagoge und Diakon Erk Paulsen.