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Diakonie HH fordert ganztägige Öffnung des Winternotprogramms

Angesichts des anhaltenden Winterwetters fordert die Diakonie Hamburg eine ganztägige Öffnung der Räume des Winternotprogramms. "Bei Schnee und Frosttemperaturen ist das Leben der rund 3.800 obdachlosen Menschen in Hamburg akut gefährdet", sagte Dirk Hauer, Sozialexperte der Diakonie, heute dem Evangelischen Pressedienst (epd). Ohne amtliche Unwetterwarnung müssten die Menschen die Notunterkünfte morgens wieder verlassen und dürften nur in Ausnahmefällen tagsüber bleiben.

Wer auf der Straße lebt, kämpfe täglich ums Überleben und sei häufig chronisch krank: "Eine einfache Virusinfektion kann dann tödliche Folgen haben", sagte der Mediziner Hans-Heiner Stöver, der sich ehrenamtlich im Diakonie-Zentrum für Wohnungslose engagiert. Die meisten der im letzten Jahr verstorbenen obdachlosen Menschen starben an Komplikationen grundsätzlich gut behandelbarer Erkrankungen.

"Das Leben auf der Straße, der tägliche Kampf ums Überleben, Drogen- und Alkoholkonsum und unbehandelte chronische Krankheiten führen dazu, dass die Menschen in eine gesundheitliche Abwärtsspirale geraten", sagte Stöver. Wenn dann Virusinfektionen hinzukämen, die unter diesen Lebensbedingungen nicht ausheilen könnten, bestehe schnell Lebensgefahr.

"Als Arzt rate ich bei grippalen Infekten normalerweise dazu, sich auszuruhen, warm zu halten, viel zu schlafen und zu trinken", sagte Stöver. Nur so würden sich gefährliche Komplikationen wie Lungen- oder Herzmuskelentzündungen und im schlimmsten Fall ein plötzliches Herzversagen vermeiden lassen. Das sei für Obdachlose unter den derzeitigen Bedingungen nicht möglich. "Niemand sollte den ganzen Tag draußen verbringen oder auf der Straße schlafen müssen, schon gar nicht im Herbst und Winter", erklärte Stöver.

Um obdachlosen Menschen zu helfen, ist der Mitternachtsbus der Diakonie in 365 Nächten im Jahr auf der Straße unterwegs. Pro Tour kämen durchschnittlich 125 obdachlose Menschen, etwa neun Kisten Backwaren würden jede Nacht verteilt. "Für die kalten Nächte haben wir dicke Socken, warme Schuhe und andere Winterbekleidung an Bord, damit sich die Leute nachts warmhalten können", sagte Sonja Norgall, Leiterin des spendenfinanzierten Hilfsprojekts.

Gerade bei kalten Tagen bittet Norgall alle Hamburgerinnen und Hamburger, bei obdachlosen Menschen auf der Straße genau hinzusehen: "Fragen Sie, ob Hilfe benötigt wird." Norgall: "Ein heißes Getränk kann manchmal sehr hilfreich sein." Und wer das Gefühl habe, dass etwas nicht stimmt, sollte einen Rettungswagen rufen. EPD

"Bei Schnee und Frosttemperaturen ist das Leben der rund 3.800 obdachlosen Menschen in Hamburg akut gefährdet", sagte Diakonie-Sozialexperte Dirk Hauer. (Foto: Georg Meggers)