HEMPELS Verkäufer im Café

Hamburg: Junge Menschen in Wohnungsnot

Junge Menschen und Familien sind besonders von Wohnungsnot betroffen. Von 32.615 untergebrachten wohnungslosen Menschen in Hamburg sind knapp die Hälfte (14.735) unter 25 Jahre alt, sagte Sandra Berkling von der Arbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflege (AGFW) am Freitag, 19. Juli. Dafür seien einerseits diverse Krisen, wie die Inflation, Corona-Nachwirkungen oder der hohe Anstieg der Betriebs- und Heizkosten verantwortlich, andererseits spielten negative Vorurteile gegenüber jungen Menschen eine Rolle. Die AGFW Hamburg fordert deswegen mehr bezahlbaren Wohnraum für Familien und junge Menschen.

"Junge Menschen werden auf dem Wohnungsmarkt benachteiligt", sagte Sozialarbeiter Alexis Schnock von "Hude" einer Beratungsstelle für junge wohnungslose Menschen in Hamburg Nord. "Junge Menschen haben meistens nicht so viel Geld und Vermieter stellen hohe Ansprüche, wie eine Bürgschaft oder Eltern, die den Mietvertrag mit unterzeichnen." Dabei seien Bürgschaften zusätzliche Bedingungen zu den üblichen Kautionen, mit denen gerade jungen Menschen besonderes Misstrauen entgegengebracht werde und die aufgrund von schwierigen familiären Verhältnissen oft nicht erfüllbar seien, erklärte Schnock.

Angebote gebe es zwar, aber viel zu wenige. "Und quasi keine, die nicht an irgendwelche Bedingungen geknüpft sind", sagte Schnock. Azubiwohnheime würden beispielsweise Menschen in Weiterbildungen ausschließen. Und auch Studierende, die mehr Zeit, als die knapp bemessene Regelstudienzeit bräuchten, gehe der Anspruch auf günstigen Wohnraum verloren. "Dabei haben doch eigentlich alle jungen Menschen einen Anspruch auf Wohnraum", sagte Schnock. Junge Menschen und Familien werden seiner Ansicht nach bei der Planung von Sozialwohnungen und allgemein in der Wohnungsbaupolitik der Stadt Hamburg zu wenig berücksichtigt.

Yuji war selbst von Wohnungslosigkeit betroffen. Er wünscht sich mehr Wohnungen im "Housing First"-Konzept. "Erstmal ein Zuhause. Erstmal ankommen und das ohne Bedingungen", sagte der 22-Jährige. Denn "Bedingungen schaffen Barrieren und Probleme und damit auch neue Wohnungslose."

"Wir fordern, dass man die Wohnsituation von jungen Menschen speziell in den Blick nimmt und Status unabhängig denkt", sagte Schnock. Das umfasse 50 Prozent Sozialwohnungen bei allen Neubauprojekten, eine Kontingentierung von Sozialwohnungen für junge Menschen, Wohnheime für alle jungen Menschen, nicht nur für Studierende und Azubis sowie keine Entlassung aus stationärer Jugendhilfe in die Wohnungslosigkeit. Außerdem müsse das Konzept "Housing First" auch für junge wohnungslose Menschen gedacht werden. Zudem seien der Ausbau und die Aufstockung des Belegungsbindungsprogramms sowie die Siedlungsaktiengesellschaft Hamburg und andere Wohnungsgeber prozentual zur Vermietung an junge Menschen zu verpflichten, fordert die AGFW.

Schnock selbst wünscht sich, dass jungen Menschen mehr Vertrauen geschenkt wird. "Da ist viel Potenzial. Das sind Überlebenskünstler, die es schaffen, mit wenig über die Runden zu kommen und sich oft irgendwie einen Schlafplatz zu organisieren. Das sind Leistungen, die nicht anerkannt werden", sagte der Sozialarbeiter.

EPD

"Junge Menschen haben meistens nicht so viel Geld und Vermieter stellen hohe Ansprüche, wie eine Bürgschaft oder Eltern, die den Mietvertrag mit unterzeichnen", sagte Sozialarbeiter Alexis Schnock. (Symbolbild: Pixabay)